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STRESS - ANTISTRESS- STRESS nach H. Selye (1953, 1957)
W. Reiterer
Streß ist die Belastung des Organismus durch äußere und innere Reize, die das normale Maß übersteigen (Hitze, Kälte, Überanstrengung, Sauerstoffmangel, Nahrungsmangel, Infektion, operative Eingriffe, seelische Erregungen u.a.).
Unabhängig von der Art des Reizes wird ein Adaptationssyndrom ausgelöst, ein Wechselspiel zwischen höheren Hirnzentren, neurosekretorischen Zellen des Hypothalamus, der Hypophyse und der Nebennieren sowie dem vegetativen Nervensystem.
1. sympathicotone, ergotrope Alarmphase (Minuten bis wenige Stunden): Abgabe von Adrenalin (Nebennierenmark) und zentrale Ausschüttung von adrenokorticotropen Hormon (ACTH). In der Alarmphase Anstieg von Blutdruck und Körpertemperatur, Vermehrung von Leukozyten und Thrombozyten.
2. Abwehrphase des Körpers: Wasser- und Natriumretention, Kaliumverlust durch die gesteigerte Ausschüttung von Gluco- und Mineralocorticoiden aus der Nebennierenrinde. Stabilisierung des Kreislaufes gegen Volumenverlust, negative Stickstoffbilanz, Abbau der Glykogenvorräte und Fettdepots - Gewichtsabnahme bei längerem Streß.
3. trophotrope Reparationsphase: erschöpfende Vorgänge der ersteren Phasen werden wieder ausgeglichen durch entsprechende Gegenregulationen. Rasches Einsetzen aller endokrinen Sekretionen auf einen als Streß wirkenden Reiz hin weisen die gute Adaptationsfähigkeit des Organismus aus.
Eine mangelnde Leistung des Organismus, der Widerstandsfähigkeit führt zu den Adaptationskrankheiten: Rheumatismus, Hypertonie, Magen-Darmgeschwüre, Asthma bronchiale, Glomerulonephritis u.a.
Aus psychologischer Sicht hängt die Streßwirkung von der Art der Reize und Ereignisse ab. Die Auswirkungen werden durch die persönliche Konstitution, den körperlichen Ausgangszustand, durch die persönliche Bewertung der Reizsituation beeinflußt. Die Streßtoleranz ist bei bestimmten Konstitutionen (Asthenie) und körperlichen Krankheiten vermindert. Hiermit wird die persönliche Belastbarkeit und Reaktionssicherheit unter Ausnahmebedingungen bestimmt, eine wichtige Voraussetzung für Berufseignung und verantwortungsvolle Aufgaben.
STRESSFOLGEN:
HERZRHYTHMUSSTÖRUNG - ASTHMA - HERPES SIMPLEX INFEKTION - HERZINFARKT - HYPERTONIE - INKONTINENZ - REIZDARMSYNDROM - KORONARE HERZKRANKHEIT - PEPTISCHES ULCUS - NEBENNIERENFUNKTION - OVARFUNKTION - PSORIASIS - VASODEPRESSIVE SYNKOPE
Was verursacht Streß?
- jeder Job mit verantwortungsvoller Position
- Leistungsdruck, Anforderung
- Herausforderungen unangemessen zur Ausbildung, Einschulung, Erfahrung
- Last der Verantwortung
Äquilibrium zwischen Streß und Rekreation (Adaptation) soll erhalten bleiben: Beruhigung - Entspannung - erholsamer Schlaf - angemessener Appetit
Psycho-Organische Symptome der "Streß-Krankheit"
Stimmung und Verhalten schlecht aufgelegt, es ist zum Weinen, Konzentrationsschwäche, Entscheidungsschwäche verunsichert, Erinnerungslücken, Zukunftssorgen, depressive Stimmungslage Gedankensprünge, Schuldgefühle, Versagensängste, Zuflucht zu Alkohol, übermäßiger Nikotinkonsum
Übergang zu organischen Symptomen
Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Verdauungsstörung, erhöhter Blutdruck, Herzklopfen, Herzdruck, Zittern, Atemnot, Hautausschlag, Muskelkrämpfe u. Verspannungen, Schlaflosigkeit, Hang-over, Appetitstörung, Libidoverlust
Symptome im Berufsleben
Frustration über fehlerhafte Resultate, Qualitätsverlust der Arbeitswelt, unfähig Prioritäten zu setzen, Terminüberlastung mit ungenügender Vorbereitung, Verzetteln mit Belanglosigkeiten, Konflikte mit Vorgesetzten und Untergeordneten, Verzicht auf Urlaub, Arbeit zu Hause am Abend und am Wochenende, Unlust für Diskussionen über aktuelle Probleme und Zukunftsaussichten, Konzentrationsmangel und erhöhte Vergeßlichkeit
Symptome im Privatleben
keine aktive Teilnahme am Familienleben, keine Entscheidungen, Lustlosigkeit, zu spätes nach Hause-kommen, keine Zeit für die Familie, keine Stellungnahme zu Problemen, kein Verlangen nach sportiver Tätigkeit
Konsequenzen aus Streß-Symptomen
Änderung des Lebensstiles im Beruf und im Privatleben
ärztliche Konsultation: Check-up, Bestimmung des vegatativen Tonus und der Entspannungsfähigkeit, Streß-Typ-Analyse, Krankengeschichte, Gewohnheiten; Größe u. Gewicht, Blutchemie, EKG, Blutdruck, Belastungstest, Lungenfunktion, Röntgen, Ultraschall ect.
ausreichender Schlaf
triviale Tätigkeiten aus dem Arbeitsbereich verbannen
wichtige u. unaufschiebbare, teils somit lästige Tätigkeiten sofort am Morgen erledigen
NEIN-sagen lernen
Optimierung der Zeiteinteilung
Karriereplan im Einklang mit den täglichen Aktivitäten? Zielkorrektur
Einstellung zur Familie
wie sollen die unangenehmeren Seiten des Berufslebens besser bewältigt werden?
Jobwechsel
aus der eigenen Isolation herausgehen, die Mitarbeiter besser kennen und verstehen lernen
soziale-gesellschaftliche Stellung überdenken
körperliche Aktivitäten verstärken (low level exercise - Gehtraining wäre optimal)
Kontrolle über das eigene Leben nicht verlernen
Mechanismen und die Phänomene der Streß-Wirkung im Frühstadium erkennen
Erkennen von Streßfaktoren und Krankheiten (CHD, Ulcus, Hypertonie, Basedow, Neurodermitis)
individuelle Schädigungssituation erkennen
äußere Druckfaktoren (Termine, Geschrei, Telefon, unangenehme Kunden, unfähige Mitarbeiter, Kränkungen)
innere Spannungen (Killer-Instinkt, Kopfschmerzen, Grübeln, Magenschmerzen, roter Kopf, Ehrgeiz, Neid, Wut, Sorgen)
Entspannungsmethoden
Meditation - Verhaltensänderung - Biofeedbacktechniken
autogenes Training, progressive Muskelentspannung
Lebensstil, Musik, Freundschaften, Sport
Entspannungsmethoden erlernen, vorerst nicht unter Druck einsetzen - langsames tiefes Atmen, Trigger-Situationen vermeiden, entschärfen, ausweichen
neues Signal als Antwort auf ein Streß-Signal einüben
tiefes Atmen bei Ärger
neue Maxime setzen: "Das ist es nicht wert", "meine Gesundheit ist mir viel wichtiger als dieser Termin"
Körperübungen und psychologische Auswirkungen
Ausdauersport bewirkt Aufmunterung, Entspannung
z.B. bei CHD, St.p. Myokardinfarkt: Stimmungsverbesserung, Selbstachtung, Arbeitseinstellung
körperliche Belastung reduziert Ängstlichkeit und Anspannung (2-5 h) - Trainingsintensität beachten!
Verminderung der depressiven Verstimmung, Streß-Situationen werden leichter bewältigt
günstiger Einfluß auf Angstneurosen
Ablenkung
modifizierte Neurokrinie (Mono-Amine, Neuropeptide)
durch Ausdauersport kürzere Nervenleitgeschwindigkeit, bessere visuelle Leistung, kürzere Reaktionszeit, höherer beta-Endorphin-Spiegel, "Läufer-High"
Verordnung von Sport
Sportmedizinisch-internistische Untersuchung:
Anamnese über Vorkrankheiten, familiäre Belastung (CHD, sudden death, Hypertonie), Nikotin, sitzende Lebensweise, Adipositas, Hypertonie, Muskel, Gelenke, Knochenbau
klinische Untersuchung, Chemie, EKG, Thorax-Röntgen, Ergometrie (>35a), Lungenfunktion, Langzeit-EKG, Echokardiographie; Orthopädische Beratung, Ernährungsberatung
Pulsvariabilität (vegetativer Tonus)
Analyse des biologischen Alters, Analyse des Streß-Reaktor-Types (Testbatterie)
Leistungstests (Analyse limitierender Faktoren der Herz-Kreislauf-Lungenfunktion, Gefäßvorsorge)
Fitness-Programm:
drei Einheiten pro Woche
Aufwärmen - 15 - 60 min aerobe Belastung (80 % des Aufwandes), gestufte Abklingphase
75 - 85% der maximalen Herzfrequenz erreichen - die maximale Herzfrequenz muß individuell bestimmt werden (2-min-Stufen-Test nach Reiterer, Ergospirometrie)
für Fettgewebsabbau genügen 55 - 65% der maximalen Herzfrequenz
Training unter Pulsüberwachung
Muskelausbildung, Bewegungsgefühl, Geschicklichkeit, Gleichgewichtsgefühl, Stretching, Verbesserung des Regenerationsvermögens
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